Nach Frank’s und meiner gemeinsamen Krystallrally-Reise 2005 war klar: Hier müssen wir wieder hin! Dem Aufruf im Frühjahr 2007 im Ural-Dnepr-Net: „Eine kleine chaotische aber nette Gruppe unverdrossener Russentreiber wird über Kiel-Oslo ein paar Tage über kleine und kleinste Sträßchen Norwegen unsicher machen. Kein Treffen á la Krystallrally mit im Hotel sitzen und Bier trinken, sondern Fahren, am Wegesrand ein Süppchen zur Brotzeit kochen und abends in der Hytta oder Zelt am Lagerfeuer Glühmost schlürfen und dummes Zeug quatschen. Garantiert wird für nix, geboten neben Fahren im Schneesturm auf eisglatten ungeräumten Strassen vor allem Landschaft und Gegend.“ Es folgten schnell begeisterte Meldungen, verblieben sind wir sechs Zwerge (Bernd, Frank, Johannes, Roman, Sven und ich) sowie unsere Eisprinzessin Anja als Roman’s Schmiermaxe im hoffnungslos überladenen Beiwagen.
Aber hiermit greife ich schon vor, möchte berichten über die Planung, Voraussetzungen, Erlebnisse und Freude, ja auch die gruppenhydraulischen Prozesse einer anspruchsvollen Reise. Natürlich auch einige Highlights zum anfüttern – Leute, hebt den Hintern und organisiert auch so was, es lohnt sich !
Die Gruppe
Erste Gespräche im Kreise der Interessierten verliefen durchwachsen: Von „Alles klar, wann geht es los ?“ über „Ich hätte da gerne mal die genaue Routenplanung“ und „Mann, das sind aber viele (Leute/km) !“ verwunderten mich anfangs. Klar, Planung ist der halbe Spaß, aber so genau geht es doch gar nicht ! Aber natürlich hat, wer zum ersten Mal im Winter nach Norwegen fahren will, eine Menge Informationsbedarf. Nicht anders hatten wir es gehandhabt, im Zeitalter des Internetz gibt es zudem vieles zu er-googlen.
Die Gruppe findet sich endgültig pünktlich zur Karnevalssession am 11.11.2007:
Bernd mit der 53er M72, supersauber aufgebaut mit taubmachendem Sound vor allem in Tunnel. Er ist ein Pfundskerl der wie aufgeschraubt seine Meilen ziehen kann und bedächtiger Lippstädter. Es kommt schon mal eine kritische Bemerkung über seine Lippen, jedoch immer häufiger verzerrt durch ein fettes Grinsen und den Fahrtwind (er fährt den Schuberth offen weil es ihm zu warm ist). Angeblich um die Batterie zu laden (jaja, er hat 6V und die üblichen Ladeprobleme) zeigt er uns ein mal was er fahrerisch drauf hat – und auch unvernünftig sein kann !
Frank mit seiner Resi (BMW GS80) fährt das Kraftpaket und deshalb am Schluß der Gruppe, nicht zuletzt weil er immer Johannes Sachen aufheben muss. Die Gruppendynamik bei meinen Einbiegeaktionen in letzter Sekunde (ich fahre voran, weil ich sonst immer trödele und die Karte habe) zwingt Frank schon mal samt Resi in die Schneewehen, ansonsten würde er in den letzten reinsemmeln. Zum ausgraben hat er aber eine Schaufel mit, und uns.
Johannes ist unser Ladungsexperte, es vergeht kein Tag an dem er nicht irgendwo etwas aus vollem Galopp verliert. Seine Ural 750 TdL mit zuschaltbarem Antrieb schmeißt schon mal ’ne Sicherung, dann fährt er halt ohne Licht bis es einer bemerkt, er die Sicherung tauscht und wir anderen wieder Tee kochen und rauchen dürfen. Bei Zugabe von norwegischem Hustensaft ist sein Kölner Mundwerk kaum zu stoppen.
Sven ist das Dauergrinsen seit den ersten Schneestraßen nicht mehr aus dem Gesicht zu wischen, er ist unkompliziert einfach nett und immer hilfsbereit, stets der erste der Werkzeug, Hilfe oder ein Bier anbietet. Seine 750er Basic hat nur ein kurzes Blinkwehwehchen, das behebt der Lederclaus in der ersten Hamburger Zwischenstationt.
Roman hingegen ist das Tier, genannt Roman the Animal. Ein Urbursche voll Kraft und Saft, stets begeistert wenn es nur abenteuerlich genug wird. Ihn hemmt nur das Gewicht seiner überladenen 750er Ranger, das gleicht er aber durch fahrerische Aktionen nicht immer zur Freude seine geliebten Schmiermäxin aus. Steckt Frank wieder einmal in einer Schneewehe, hat er flugs das Abschleppseil angebunden und läßt krachen.
Seine Anja im Beiwagen ist schnell unsere Eisprinzessin, die über Ihre 6 Zwerge wacht. Sie verwaltet nicht nur Romans Herz sondern auch unsere NOKs, eine gemeinsame Reisekasse ist halt sinnvoll. Sie erträgt gelassen die Spielchen der großen Kinder, ist humorvoll und niemals jammrig. Trotz passiver Beifahrerschaft ist sie vollwertiges Gruppenmitglied, einzig beim Pipinieren hat sie halt geschlechtsbedingt das Nachsehen.
Was sagt man über sich selbst ? Frank meint: „Georg neigt zum Bummeln und verfährt sich schon mal gerne. Deshalb kommt er mit der Karte nach vorn !“ Nun ja, und ich geniesse halt fortan den jungfräulichsten Schnee, suche Wege und Hütten (und finde sie auch schon mal). Bernd meinte mal süffisant, das wäre halt die perfekte Planung, wenn nächtens an einer Weggabelung das Tagesziel beschlossen wird, so würde man halt seine Ziele immer erreichen können …
Kurz: Die gefundene Gruppe ist ein Glücksfall. Auch wir kennen Geschichten von Gruppen, die sich über das Netz finden und halt nicht kompatibel sind, sich im Streit trennen. Nicht so bei uns: Das gemeinsame Ziel, die herrliche Landschaft, viel Eis und Schnee sowie die geteilte Begeisterung schweißen zusammen.
Die Moppeds
Nun, das Gespann muss klar sein. Genau das wurde unser größtes Problem, Frank’s Nadeshda (besser: der Motor) verreckte zum 3ten Mal bei der Heimfahrt vom Tauerntreffen und bei mir riß die Kurbelwellenwange just 4 Tage vor der Abfahrt – großes Geheule hub an. Frank kaufte sich entschlossen die Resi, eine GS80 mit Smarträdern, ich trug aus Zeitgründen meine Anastasia zum U-Team, die in 2 Tagen eine auch im Nachhinein hervorragende Arbeit ablieferten. Frank’s Resi muckte noch bis 02:30 nachts am Tag der Abfahrt. Hier ein dickes Lob an den unermüdlichen und scheinbar allwissenden Lederclaus, der in seiner Werkstatt alsbald zum Seitenschneider griff, das vergammelte Kabelgewirr ausdünnte und die marode Elektrik der Gummikuh bis zum frühen Morgen durch neue Leitungen instandsetzte.
Wie häufig war die stressige Startphase mit den ersten Kilometern alsbald beendet, und fortan zeigte sich der ‚Große Russe‘ gnädig: Außer marginalen Elektrikproblemchen bei Johannes und Bernd gab es keinerlei Ausfälle auf in meinem Fall 2.600km zu vermelden, davon weit über 1.000km auf Eis und Schnee.
Ansonsten gab es während der Fahrt keine Probleme: Johannes‘ und Roman’s mit zuschaltbarem SW-Antrieb versehenen Ural 750 und Sven’s 750er Ural Basic, alle neueren Baujahres, liefen klaglos, Bernd’s alte M72 war von ihm neu aufgebaut, meine 650er Ural gerade frisch gemacht und auch die BMW lief bis zurück nach Kiel streßfrei. Dass sich der Ural-Beiwagen auf Dnepr-Rahmen unterwegs losschütteln wollte und das Getriebe in Kiel aufgab – nun ja, Abstossungserscheinungen vielleicht ?
Reisegeschichten
Tag 1: Anreise Duisburg-HH 400km 15.02.08
Freitag morgens geht es bei mir los, mulmiges Gefühl im Magen – na, hält das Russengelump ? Vier Tage vor der Abfahrt ein kapitaler Motorschaden läßt kein Gefühl der Sicherheit aufkommen, aber nun ja, wir sind halt eh‘ Optimisten mit unseren Kisten !
Noch verhalten werden die ersten 100km nach Münster zum vereinbarten Treffpunkt an der Autobahntankstelle A43 angegangen, um 12:00 Uhr will ich mit mit Johannes und Sven dort treffen. Bernd, Roman und Anja wollen in Kiel zu uns stoßen, Frank meldete noch erhebliche Elektrikprobleme, er will versuchen zum Treffpunkt in Hamburg beim Lederclaus zu erscheinen. Bin eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit an der Raststätte, da steht eine einsame graue Ural Basic – es ist Sven den ich noch gar nicht kenne. Beim ersten Beschnupperschwätzchen und Kaffee kommt Johannes angetuckert, und packt erst mal Werkzeug aus – kein Licht. Sven hat auch Theater, so wird erst mal standesgemäß ein Schrauberstündchen eingelegt. Dann geht es los, das Vertrauen in die Reparatur der Oberhausener steigt mit jedem Kilometer und nach ein paar Raucherpäuschen bei 0°C und Wintersonne erreichen wir in dereinsetzenden Dämmerung Hamburg und suchen die Werkstatt vom Lederclaus. Dass die Uschi’s (Navi’s) von Johannes und mir unterschiedliche Wege und Zielorte anzeigen wird ignoriert, irgendwann haben wir die Werkstatt dann doch gefunden und werden supernett von Martina und dem Lederclaus empfangen. Der Herbert aus Hamburg schraubt dort gerade auch ein wenig und so wird mit Grillfleisch, Bier und umgeben von Ural- und Harleyteilen nebst diversen Motorrädern die Zeit bis zu Franks Eintreffen nicht gar zu lang.
Der ist endlich nachmittags gestartet, immer noch mit erheblichen Elektrikproblemen (die Resi startet nicht, lädt nicht etc…), und läuft doch gegen alle Befürchtungen um 22:30 Uhr ein. Er bekommt erst mal ein Beruhigungsbier, tröstende Worte von uns, was vom Grill und Kartoffelsalat von der Martina und der Claus zerrupft derweil die Gummikuh: Die Elektrik ist ziemlich marode, aber mit unglaublicher Fachkenntnis, den richtigen Ersatzteilen und einer Himmelsgeduld hat Claus die Resi gegen halb drei morgens wieder am Rennen. ‚Völlig Scholle‘ wie der Hamburger sagt tuckern wir dann durchs nächtliche Hamburg zur Wohnung vom Lederclaus und seiner Martina, dürfen dort auf dem warmen Sofa und Kuscheldecken übernachten und werden morgens noch mit einem Superfrühstück verwöhnt.
Dieser tolle Auftakt der Reise nach den Widrigkeiten der letzten Tage läßt das Herzchen warm werden, hier zeigt sich mal wieder dass Gespannfahren verbindet, Russengespann um so mehr ! Einzig Sven leidet unter uns anderen excessiven Schanrchern, auch das soll sich noch wiederholen .
Tag 2: Hamburg – Kiel 90km 16.02.08
Wenig Schlaf und der Streß der letzten Tage fallen mit den Startvorbereitungen der Moppeds bei herrlichem, sonnigen Winterwetter am morgen bei -5°C von uns ab, zumal wir noch nett verabschiedet werden und alle Motoren klaglos anspringen. Die paar Kilometer bis zur Fähre vergehen fast zu schnell, ich verfahre ich mich trotz ‚Uschi‘ und fetten Hinweisschildern ‚Oslo-Kai‘, dafür gibt es dann halt eine Rundfahrt durch den Kieler Hafen. Man sollte halt ‚Oslokai‘ und nicht ‚Oslostraße‘ eingeben…
Aus Frank’s Logbuch: „Am Fährterminal sucht uns ein netter junger Mann mit Papieren in der Hand und der Aufforderung, nach vorn durchzufahren, auf und wir glauben zunächst an besonderen Service der Color-Line bis wir auf den zweiten Blick unseren Bernd erkennen. Er hatte schon alles samt Kabinenkarten organisiert. Kurz nach uns laufen auch Anja und Roman auf, wir sind komplett und ziehen auf die Poolposition vor: Moppeds als erstes in die Monsterfähre.“
Sodele, alle beisammen und neugierig beschnuppern wir uns und die mitgeführte und installierte Winterausrüstung. Bernd ist tatsächlich mit seinem Seitenventiler aus 1954 aufgeschlagen und erfreut uns erstmalig mit dem satten Gebollere, die Fährleute halten sich beim Verladen die Ohren zu, komisch…obwohl, nach dem ersten Tunnel noch in Oslo will auch keiner mehr hinter Bernd fahren ! Die Verladung und anschließende Überfahrt, 19 Stunden Luxus pur auf der neuen Riesenfähre ‚Color Fantasy‘, vergeht mit Essen bis zum Abwinken, Ausruhen und Kartenwälzen beim Abendbier in vorfreudiger Urlaubsstimmung und locker plaudernd streßfrei.
Tag 3: Oslo-Tretten/Mageli Camping 240km 17.02.08
Frank schreibt in sein Logbuch: „10:00 Uhr pünktlich verlassen wir die Color Fantasy in OSLO. Gedämpft freundliches Wetter nach morgendlichem Regen. Ohne Verfahrer aus OSLO raus. Am Vorabend besprachen wir schon mal grob die Kolonnenstruktur: Georg neigt zum Bummeln, also vorneweg. Dahinter mit nur 22 PS Berndt mit seinem Seitenventiler und wenig Strom für Licht. Zum Schluß meine Gummikuh mit Leistung und Drehzahl, zu mir Roman mit dem unbändigen Willen, am Gasgriff zu drehen. Sven und Johannes in die Mitte. Für Johannes -oder besser: seine Plünnen- bewährt sich dies. Dauernd, zumindest täglich, verliert er etwas, Roman zeigt drauf und in der Regel hebe ich es auf (da fällt mir ein: im Beiwagen liegt noch seine Sturmhaube). Die Kopflampe zerlegt sich am ersten Tag beim Aufprall, am letzten Tag überlebt seine geliebte Action-Kamera den Stunt.
Aus der obligaten Cappelen-Karte Norge 3-4 suche ich eine Nebenstrecke ab DAL (vor EIDSVOLL) über die [176] raus. Georg donnert dauerndes Blinken, Hupen, Lichtzeichengeben nicht achtend an der Ausfahrt von der [E6] vorbei und kommt erst an einem Kaffeebuden-Parkplatz zum halten. Wir stehen wenigstens zum ersten mal auf hartem, glatten Eis. Da wollten wir ja hin.
An der nächsten Ausfahrt geht’s hinter RÅHOLT nach Westen ab, nördlich des HURDALSSJÖEN entlang und in die ersehnte Pampa. TOTENLAND. Nein, kein Wortspiel, heißt so. An einer Ecke entscheiden wir uns für rechts hoch. Ein Lieferwagen kommt den Berg runtergeschlittert. Schnee und Eis auf der Straße! Allgemeine Begeisterung. Ich fahre mal vor um die Steigfähigkeit und den Gripp zu prüfen, mit Russensommerreifen wird’s wohl nix. Wir fahren zur nächsten ebenen Ausweiche zurück und das allgemeine Wintertraktionsequipmentmontieren beginnt.“
Wie schon auf Frank’s und meiner letzten Krystallrally-Fahrt zeigt die erste ernstzunehmende Steigung der mit hartem, festgefahrenen Schnee überzogenen Nebenstraße dass hier mit Sommerreifen nichts zu holen ist. Ohne Beiwagenantrieb sind Spikes auf dem angetriebenen Rad ein Muss. In Norwegen wird ausserhalb Oslo generell nicht gestreut, hier sind zu Recht Spikereifen erlaubt ! Die Hauptstraßen und großen Verbindungswege werden sehr schnell von Schnee geräumt, darunter dann meist eine schneebedeckte Eisdecke. Dies eingedenkend haben wir uns vorbereitet, interessanterweise kleidungsmäßig prinzipiell gleich, nämlich nach dem Zwiebelschalenprinzip, antriebsseitig jedoch alles aufgeboten:
Bernd: M72 SV 22PS, Spikestolle auf Hinterrad
Johannes, Roman: Ural 750 mit zuschaltbarem dann gesperrten BW-Antrieb, 40PS, Spikes auf Vorder- und angetriebenem Hinterrad
Sven: Ural 750 Basic, 40PS, Spikes auf Hinterrad
Georg: Ural 650 32PS, angetriebener BW mit Differential, Spikes auf Vorderrad, hinten und SW Russenstolle ohne Spikes
Frank: BMW GS80, ca. 60PS, Spikes auf Hinterrad (Smart), vorne und SW Winterreifen
Natürlich wird wyrdig Tee gekocht während der Schrauberei, dann geht sie los geht die wilde Hatz: Zunächst vorsichtig ob des ungewohnt rutschigen Untergrundes und dick eingepackt in bewegungshemmender Kälteschutzkleidung werden wir doch sehr schnell sehr viel mutiger. Die ausgesucht hybschen Nebenstraßen sind recht verkehrsarm, erste Driftversuche starten bis zum Abstieg aus der Höhe zur ersten Talabfahrt. Vorneweg hinabrutschend latsche ich voll in die Bremsen, als in einer Spitzkehre ein Sattelzug mit dem Auflieger über dem Abgrund hängt, nur die Fahrerkabine klemmt irgendwo und verhindert den sicher ungeplanten Schnellabstieg. Der Fahrer steht daneben und verhandelt schon mit dem örtlichen Bauern über Treckerhilfe, wir müssen ob der gewaltsam gesperrten Strecke umdrehen und ich lande auf dem alternativen Abstieg, ein schmaler verschneiter und vereister abschüssiger Waldweg, prompt kurz vor der Motorhaube eines Bauern-PKW. Der kommt am Hang weder vor noch zurück, mir bleibt nur die Notbremse in die hangseitige Schneewehe. Der Bauer greift seelenruhig zur Schippe und versucht mittels am Wegesrand ausgegrabenem Sand eine mehr rutschfeste Unterkage zu schaffen, vergebens. Wir also wieder zurück und die durch eine Einheimische gewiesene Abfahrt quer durchs Dorf führt uns wieder auf die geplante Strecke.
Unser erstes Ziel Tretten empfängt uns wie auch die künftigen Ziele düster: Das können wir, immer im Dunkeln ankommen, wenn auch nicht immer dort wo wir morgens hinwollten. Tretten hat leider keine Hytte frei und keine Campmöglichkeit, das Gästehaus entspricht nicht so ganz unserem Geschmack und so heißt es noch eine halbe Stunde durch die Dunkelheit bis hinter Tretten das ersehnte Camping-Schild von Mageli aufleuchtet. Die nette Wirtin hat eine 6er – Hytte für uns und zelten dürfen wir auch, na also !
War bis dahin geplant auch mal zu zelten, erweist sich die Durchführung für uns Weicheier als zu lästig: Der Schnee ist nur oberflächlich hart gefroren, es wäre eine Heidenarbeit die Zelte aufzubauen, die warme Hytte lockt und so ergehen wir uns in die auch künftig geprobte Vorgehensweise: Aus den Klamotten schälen, abpacken, Betten verteilen oder aufbauen, Essen zubereiten und beim Abendbier den Tag noch einmal Revue passieren lassen. Wir sind früh aufgeteilt in Schnarcher- und Nichtschnarcherkammern zu Bett, Johannes baut meist sein Feldbett im Wohnraum, Anja und Roman bekommen die Suite und früh sind wir auch wieder unterwegs – zu verlockend ist Aussicht auf die nächsten Kilometer in Eis und Schnee und die wunderschöne winterliche Landschaft !
Tag 4: Tretten – Tynset 210km 18.02.08
Nach einem ersten leckeren Frühstück in Norwegen packen wir die Esel und rutschen vom spiegelnd vereisten Campingplatz die E6 hoch nach Norden Richtung Ringebu, wo natürlich an der bekannten Stabkirche in Kultur gemacht werden muss.
Die Abzweigung zum Friisvegen, eine kleine Hochlandpiste über das Ringebufjell finde ich erstaunlicherweise auf Anhieb, nur die orangenen Schilder ‚Stengt‘, die uns noch öfter verärgern sollten, lassen Ungemach ahnen: ‚Stengt‘ heißt ‚Gesperrt‘, und so kommen wir nur bis zum Langlaufzentrum Oksendalsetra – bis dort zumindest eine wunderschöne Schneepiste, Sonnenschein und herrliche Landschaften und beim örtlichen Kaufmann gibt es dazu noch heißen Kaffee. Der Friisvegen ist ab hier nur noch eine gespurte Loipe, und so frech sind wir nicht diese auf die Spurbreite unserer Gespanne drastisch zu erweitern.
Also nach einem netten Päuschen wieder das Stück zurück, weiter nach Norden und die Bundesstraße über den Ringebufjell angegangen – durchaus ein Genuß da hoch genug um schön verschneit zu sein mit toller Landschaft und Bergen verzuckert wie im Märchen rund um uns. Leider bringt die Höhe auch einen heftigen Wind mit sich, der eisig unter die Kleidungsschichten dringt und ab und an die eine oder andere Schneewehe, die erst vorsichtig und dann mit immer mehr ‚Gummi‘ durchpflügt werden.
Unser heutiges Ziel heißt Tynset, und bis dorthin hat es noch eine hybsche Nebenstrecke. An einem derer Rastplätze, von mir eigentlich zum Teekochen und für Rauchopfer angesteuert, veranlasst Frank’s Resi mutwillig Ihr Ural-Boot abwerfen zu wollen. Beide vorderen Schellen hängen nur noch in je einer Schraube, natürlich ohne zugehörige Mutter. Die fehlenden Lagergummis werden aus Johannes‘ Gummifussmatte geschnitzt, Schräublis haben wir sowieso mit und so sind wir bald wieder unterwegs.
Tynset empfängt uns ausnahmsweise bereits in der Dämmerung und so haben wir schnell 3 kleine Viererhytten auf dem dortigen Campingplatz okkupiert (1 x Schnarcher, 1 x Nichtschnarcher und 1 x Liebesnest). Im beginnenden Schneetreiben finden wir ein Einkaufszentrum mit Snack, heute bleibt die Hyttenküche also mal kalt.
Tag 5: Tynset – Röros – Brekken 180km 19.02.08
Heute soll es trotz zeitigem Start und wenig Kilometern nach dem Frühstücksbuffet auf dem Campingplatz mal wieder sehr spät werden – aber das wissen wir noch nicht.
Über Tolga fahren wir nach Röros, natürlich nicht ohne eine kleine Verbindungsstraße ab Os auszutesten, ob denn das Gespannfahren im Schnee noch Spaß macht. Macht es ! Röros empfängt uns eisig und verschneit mit dem Rörosmartnan, einer seit über 150 Jahren veranstalteten Kirmes mit Verkaufsständen, Handarbeiten und Markt. Die ‚kälteste Stadt Norwegens‘ ist proppevoll, wir parken unsere Gespanne regelwidrig auf den Ausstellerplätzen (aber wir zeigen ja schließlich auch unsere Gespanne) und stromern durch die Altstadt, essen Pölser vom Grill und kaufen Devotionalien und wärmende Unterbekleidung.
Gegen 15:00 Uhr geht es weiter, wir wollen Richtung Südost über den Femundsee und dabei den Gradalsvegen angehen. Die ersten Kilometer in unbeschrieblicher Landschaft am See entlang sind purer Genuß, eine feste Schneedecke und kein Verkehr auf der schmalen Straße verleiten zum Drift in den Kehren. Plötzlich ist hinter mir keiner mehr, nanu ? Wo sind die Eisprinzessin und Ihre restlichen 5 Zwerge ? Bernd hat zugeschlagen, seit Tagen plagt ihn Mangel an ladenden Elektronen, er fährt daher meist ohne Licht, und nun muss er das Problem angehen. Nur seine Bremsung erfolgt für die folgenden Fahrer zu abrupt, den letzten beißen die Hunde und so hat Frank keine andere Wahl als die Notbremsung in der Schneewächte des Straßenrandes. Kaum ist Frank im Tiefschnee versunken hat Roman schon im Drift gewendet, das permanent gefahrene Abschleppseil herausgerissen und zerrt mit der Macht der Ranger an Frank’s Resi – vergeblich. Die muss letztendlich konservativ ausgebuddelt werden, Rahmen und Boot sitzen auf.
Also erst mal Tee kochen, Bernd werkelt mit Sven an seiner Elektrik und startet irgendwann wie vom Affen gebissen sein Rennen gegen die Götter der Elektronen: Mit der gemurmelten Bemerkung „Ich mach dann mal…“ donnert der Seitenventiler los, sprachlos staunen Sven und ich ihm nach – nichts wie hinterher, wo will der denn hin ? Trotz Blitzstart und nominal 10PS mehr habe ich keine Chance Bernd einzuholen, Sven mit seiner 40PS-Basic könnte vielleicht mehr Gas machen, überholt mich aber netterweise nicht. Wir hören Bernd mehr vor uns als das wir ihn sehen, und so hat die wilde Jagd erst am Ende des Weges an dem idyllischen Femundsee ein Ende.
Dort steht auch Bernd seelenruhig neben seinem Gespann und erklärt unbedingt mal richtig laden zu müssen, und das ist bei seiner 6V-Anlage halt nur mit Drehzahl möglich, wir würden ja wie man sieht schon folgen. Das fette Grinsen das ihm ab da nicht mehr aus dem Gesicht zu wischen ist widerlegt seine rein technische Argumentation, in Wahrheit hat er die wilde Jagd so richtig genossen und konnte mal zeigen was ein gut abgestimmter SV zu leisten vermag !
Der Rest der Gruppe kommt dann auch angestürmt und nach einer kleinen Beratung zu bleiben, das Gasthaus am See hat aber leider keine Betten mehr für uns frei, ballern wir wieder zurück, Richtung Abzweig zum Gradalsvegen. Der ist so tief verschneit dass nur noch das obere Ende des Schrankenpfostens aus dem Harsch lugt, unbefahrbar leider was mein Versuch ergibt, ich sinke fast sofort bis zur Achse ein und das Gespann muss rückwärts wieder rausgezerrt werden.
Langsam wird es spät und wir müssen wo hin, nur wohin ? Nach kurzer Beratung heißt es ‚auf nach Schweden‘, das soll unser nördlichster Punkt nun sein und über Schweden und wieder mit Südkurs zurück nach Oslo. Also auf die Moppeds und wiederum Röros angesteuert, hier wollten wir dann nächtigen – weit gefehlt. Durch den Markt hier mit täglich > 70.000 Besuchern sind in weitem Umkreis alle Betten und Hytten belegt. Durch Auskunft einer supernett für uns rumtelefonierenden Bauersfrau, deren Kinder erst mal großäugig so viele Bekloppte auf Ihren lauten Böcken bestaunen, bekommen wir den Tipp es mal bei ‚Henning‘ in Brekken zu versuchen. Das sind noch bummelige 50km, die in stockendusterm mitten auf einem Bauernhof enden. Meine gestammelte Frage „Har du Henning ?“ an den treckerfahrenden Bauern wird mit einem Grinsen und dem Hinweis einfach dem Feldweg zu folgen und auf der Anhöhe die erste offene Hytte zu besetzen beantwortet, abrechnen könnte man ja morgen früh. Da ging die Sonne auf in dunkler Nacht und wiederum einsetzendem Schneetreiben, dass soll mal bei uns in D passieren das grausliche Gestalten am späten Abend so nett empfangen werden !
Die Bettenaufteilung in Schnarcher und Nichtschnarcher sowie das Prinzessinenpaar, Essen kochen und das abendliche Draußen-Bier sind dann angenehme Routine.
Tag 6: Brekken – Idre – Koppang 273km 20.02.08
Nachts ist ein wenig Schnee gefallen, es schneit noch und so darf ich Frank’s großen Anglerschirm als Schutz beim Ventilenachstellen nutzen – war aber in Ordnung, reine Vorsichtsmaßnahme bei neu gemachtem Motor.
Heute wollen wir über die schwedische Grenze und dort mal schauen, was es so an Nebensträßchen zum Schneerutschen hat. Auffällig dort viele Snowmobile, mehr als in Norwegen wo man nur auf ausgewiesenen Strecken mobilen darf, und dünner besiedelt scheint uns das Grenzgebiet. Wir nehmen eine Abzweigung nach Süden und werden mit einer menschenleeren kleinen Straße durch Wälder belohnt, die streckenweise pielgerade wie mit dem Lineal gezogen über Hügel und Flur geht – erinnert mich unheimlich an Kanada – das verleitet mal auf Schnee die 80 zu knacken, was aber wenn jetzt ein Elch auftaucht ?
Am Abzweig auf die 70 Richtung Idre bricht Frank beim Wasserholen für unseren Jausentee im eiskalten Flußlauf ein – aber ein echter Eisarsch jammert nicht ! Er startet schweigend die Resi, zieht die Sorels aus und legt das Innenfutter auf die dankenswerterweise beidseitig vorhandenen Kühlrippen seines Boxers. Nach ein paar Minuten qualmen die Innenschuhe, müffeln und dampfen wie der Teekessel. Bei Tütensuppe und Tee steht Frank barfuß auf dem Schnee, bis die Innenschuhe wieder temperiert sind. Der erste ‘Orden von der harten Socke’ geht somit an ihn, klar.
Bald hat uns Norwegen wieder, aber bis zur nächsten Hytte sind es von Idre noch 130km auf Eis und Schnee. Auf einer netten Nebenstraße durch den Wald, die Dämmerung setzt gerade ein, zunächst das eine und andere Elchtier im Unterholz – herrje sind die groß – und plözlich eine ganze Herde auf der Straße, die sie wegen der hohen Schneewände auch nicht so ohne weiteres wieder verlassen können. Einige hundert Meter treibt das Russengeröhr die Tiere weiter, bis das Leittier nach mißmutigem Blick in unsere Richtung doch beschließt den Weg zu räumen und im angrenzenden Wald die Herde verschwindet.
Die letzten 20km im Dunkeln am See entlang sind eisig – Frank notiert: „Die letzten Kilometer spiegelblankes Eis auf der breiten Straße. Spiegelte sich der Mond auf der Fahrbahn? Waren es nur unsere Scheinwerfer, Georg mit seiner fahrbaren Flutlichtanlage voran, die das Eis so blitzen ließen? Links tief unter uns kräuselt sich die eisfreie Oberfläche des STORSJÖEN kaltgrau im letzten Licht. “ Nun ja, so richtig lustig war das Eistanzen mitten in der Nacht nicht, eher grenzwertig, und so haben wir vor der Bettruhe noch was zu diskutieren.
Auf dem Hytteverleih in Koppang vermietet uns ein Holländer (!) für unser Gefühl überteuert 2 Hytten, aber wir haben fertig und wollen nur noch in den Schlafsack.
Tag 7: Koppang – Rondane – Tretten 339km 21.02.08
An diesem Tag sollten wir unsere Eisärsche erhalten. Starten etwas später als sonst wegen des gestrigen harten Tages und wollen die bereits bekannte Strecke über die Hochebene des Rondane genießen – Pustekuchen, vor allem mit Puste ! Kaum haben wir den ersten Anstieg hinter uns kommen wild winkend PKW entgegen und machen seltsame Gebärden. Auf dem Hochplateau wissen wir dann auch warum, Schneesturm ohne Ende genau von vorn, Sicht Null, Whiteout, Sicht keine 10m, so tasten wir uns weiter bis die erste Schneeverwehung den Vortrieb stoppt. Noch wühlen wir uns gegenseitig schiebend wieder frei, nach wenigen hundert Metern ist dann aber endgültig Schicht: ein LKW steht quer auf der Straße, Umfahren unmöglich, der zunehmende eiskalte Sturm läßt uns umdrehen und in einer windgeschützten Parkbucht sammeln wir uns. Hmm, das ist echt Asche und wir sind gezwungen das komplette Rondane-Massiv zu umrunden, wollen wir wieder pünktlich in Oslo sein.
Dachten wir gestern noch nie mehr eine derartige Strecke zu fahren ist jetzt klar, fahren bis der Popo abfällt. Und so ziehen wir auch dran, halten nur zum Tanken und spulen km ab. Die E6 ab Dombas ist einfach nur eklig, angetaut und voll Dreck mit dem zu allem Überfluß auch noch überholende PKW werfen. Frank ohne Windschild ist ganz grau im Gesicht, so wie unsere Moppeds nebst Gepäck. Gegen 20:00 sind wir in Otta in der Hoffnung auf eine Hytte, nichts, entnervt rufen wir die bekannte Hyttenwirtin in Mageli (Tretten) an und – Sie öffnet uns kurz vor 22:00 rettend die Türe ! Die supernette Hyttenwirtin und das für die letzten 90km feste Ziel haben uns für den Tag entschädigt und so gehen wir zufrieden mit der unserer Leistung zum Abendprogramm über.
Nun, zumindest war die Landschaft rund um Rondane wirklich beeindruckend, wenn auch Hauptstraßen wirklich nicht unser Ding sind.
Tag 8: Mageli – Dokka – Nesbyen 196km 22.02.08
Ausgeruht und neu motiviert wollen wir zum Abschluß der Reise ein paar verwegene Seitensträßchen erkunden. Der spiegelglatt vereiste Vorplatz des Geländes hemmt uns nur kurz, Johannes dafür schmerzhaft mit einem Rückenplatscher (er sollte halt besser zum Waschhaus fahren statt laufen !), und schnellstmöglich steuern wir eine hübsch verschneite Seitenstraße nach Foldal an, die nach ein paar Kilometern leider mal wieder ‚Stengt‘ ist. Das hindert uns jedoch nicht daran alle möglichen Nebenwege auszuprobieren und jeweils am gesperrten Ende ein Rauchopfer darzubringen, jedenfalls die Raucher unter uns.
Die 33 über das Nordre Land ist wunderbar leer, schnnebedeckte Passagen wechseln sich mit sauberen geräumten Teilstücken ab, wenig Eis stört unseren Vortrieb. Bei einer der Teepäuschen entsteht dann auch endlich das ersehnte Gruppenbild mit Dame, genannt „Schneewittchen oder die Eisprinzessin und ihre 6 Zwerge“.
Die nach Oslo führende E16 weckt keine Heimat-, sondern Ekelgefühle ob des dichten Verkehrs und so suchen und finden wir eine herrliche Hochlandstraße, teils mehr ein Verbindungsweg zwischen vereinzelten Ferienhäusern, aber durchgängig befahrbar. Das bedächtig wiegende Haupt von Bernd ob der späten Stunde, die Dämmerung setzt ein, und die Tatsache das morgen unsere Fähre geht wird schnell abgelöst von der reinen Fahrfreude. Eine herrliche Fahrt, leichter Schneefall und eine gut spurende Schneedecke lassen uns alle nur noch breit grinsen.
Kurz wähnen wir uns im Gespannhimmel, ein Teekochpäuschen auf der unbefahrenen Straße in beginnender Dämmerung weckte die Lebensgeister, da bleibt die ganze Bande mal wieder einfach hinter mir stehen. Den Bernd sehe ich eh‘ nie hinter mir weil der immer ohne Licht fährt, aber wenn plötzlich so gar kein Blender mehr hinter einem ist fällt das sogar mir irgendwann auf.
Im stockendustern steht unsere Gruppe mitten auf der Straße, kocht Tee und Bernd beschraubt mit Sven seine M72 – spontanes Existenzversagen des chinesischen Zündschlosses wird diagnostiziert und dank des mitgeführten Ersatzes auch behoben. Die Nacht ist wie geschaffen für sowas, kein Verkehr, klare Sicht und ab und an leichter Schneefall lassen die Reparatur als willkommene Pause erscheinen. Warm gewandet lassen sich Frank, Roman und Anja zum Sit-In mitten auf der Straße im Schnee nieder – wenn ein Auto gekommen wäre, was hätten die Insassen wohl gedacht ?
Irgendwann geht es weiter, sehr dunkel ist es im Wald und so rolle ich mit meiner Flutlichtanlage voraus, und unsere Suche in Nesbyen nach einer Herberge wird mit dem zweiten Highlight dieses Tages belohnt: Wir finden die ‚Villa Kunterbunt‘ nebst Fr. Prüsselius als Wirtin ! Schon die Suche nach der Herberge eine Geschichte für sich: Wir stehen allesamt auf spiegelglattem Eis vor einem Supermarkt und wollen für den Abend einkaufen, ich starte schon mal und suche den Campingplatz, finde ihn oh Wunder auch sofort – aber der ist geschlossen ! Leise weinend rufe ich die am Tor angeschlagene Nummer an, eine nette Dame meldet sich und bescheidet auf die Frage nach einer Herberge für 6 arme, alte und müde Männer nebst Eisprinzessin dass sie wohl keine Hytte mehr hätte, nur noch ein ganzes Haus. Da der genannte Preis von 700 NOKs überraschend niedrig ist sage ich zu, die Dame will uns in 15 Minuten mit dem Auto am Campingplatz abholen da es sonst schwer zu finden wäre. Also wieder aufgesattelt, die mitlerweile fertig eingekaufte Mannschaft eingesammelt und zurück zum Campingplatz – dort rollte auch gerade die Dame ein und wir folgen ihr ein paar Minuten durch den Ort. Am Stadtrand hält sie vor der echten Villa Kunterbunt, ein Haus wie aus dem Märchen und genauso alt, steigt aber erst mal nicht aus sondern öffnet nur die Türe und streut Splitt vor die Wagentür – zur Recht, der Platz ist spiegelnd vereist – holt dann aber noch gewandt einen Stoßschlitten vom Beifahrersitz und geht so gewappnet, immer wieder vor sich Split streuend, uns voraus.
Das Haus ist uralt, riesengroß und eiskalt, der Ofen müsste zunächst einmal geheizt werden, der eine im Wohnzimmer, mit Holz natürlich, bescheidet uns die nette Wirtin. Im ganzen Haus uralte Gebrauchsgegenstände, Bilder und in der ebenso alten Küche noch mittlerweile gelbes Mehl in einem der Schubfächer wie bei meiner Oma anno dunnemals ! Wir zahlen gerne den geforderten Betrag und lassen uns häuslich nieder, stöbern erst mal durch das ganze Haus und bewundern dieses leibhaftige Museum. Nicht nur Johannes, seit Tagen leicht erkältet und durch norwegischen Hustensaft gedopt, bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht und zufrieden beschließen wir den Tag mit einem großen Abschlußpalaver.
Tag 9: Rückreise Nesbyen / Oslo 23.02.08 170km
Die letzten 170km auf eisfreien Landstraßen sind kein Problem, eher dass frühe Aufstehen wegen der nicht auf uns wartenden Fähre – um 08:00 Uhr haben wir bereits getankt und rollen. Kurz vor Oslo, langsam schauen wir uns ob der durstigen Russen schon nach einer Tankstelle um, überholen uns in einer langezogenen Kurve noch waghalsig zwei Gespanne aus der >25TEUR-Klasse. Vor der Fähre wartend, ja wir sind einmal pünktlich, kommen noch 4 BMW – Zweiventilergespanne und die Frage eines der Fahrer welche Reparaturen wir denn gehabt haben geht zu unseren Gunsten aus: Sie hatten 3 Tage Werkstattaufenthalt, wir nur erweiterte Kaffeepausen !
Die Fähre empfängt und mit gewohntem Komfort, die Überfahrt diesmal ob des Sturmes der vorangegangenen Nacht leicht schlingernd nehmen wir entspannt konsumierend was Buffet und Duty-Free-Shops hergeben.
Tag 10 Kiel – Heimweg 24.02.08 450km
Noch schmunzeln wir ob der Reparaturanfälligkeit moderner Gespanne und der Zuverlässigkeit unserer Russen, da macht es in Kiel auf dem Weg zur Autobahn bei Frank laut und vernehmlich häßliche Geräusche, schalten ist nicht mehr. Die einzige BMW in unserer Gruppe wirft ihr Getriebe, Schluß mit Lustig. Frank gibt auf der Straße liegend alles, aber da ist nichts mehr zu wollen. Nun hat Roman doch noch seinen Einsatz als ‚Wrecker‘ und nimmt die Resi mit auf seinen in Kiel geparkten Hänger, standesgemäß mit einem Lada als Zugfahrzeug natürlich, und liefert Frank und Resi beim Lederclaus in Hamburg zur Operation ab. Letztlich stellt sich ein massiver Lagerschaden als Ursache heraus, wir anderen fahren noch soweit es der gemeinsame Weg erlaubt auf bundesdeutschen Autobahnen zusammen Richtung heimatliche Herberge – warm ist uns !
Resumee
Eine Gruppe die sich über das Internet gefunden hat, eine engagierte Rundreise mit mehr als 1.000km auf Eis und Schnee, das mit russischen Motorrädern und ohne jedes Problem ist nicht zwingend außergewöhnlich – aber halt selten. Wir haben mit guter Vorbereitung, etwas Glück, Geduld und einer positiven Grundstimmung eine herrliche Reise genießen können – Norwegen, wir kommen wieder !